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Tennis in Corona-Zeiten. Diskussion und Zündstoff bei den Australian Open 2022

Novak Djokovic erst mit Ausnahmeregelung bei den Australian Open - dann lässt Australien ihn nicht einreisen


Eine Entscheidung, die auch viele Bürger in Australien nur schwer verstehen können: Nach wochenlangem Hin und Her durfte Rekordchampion Novak Djokovic zunächst doch ohne Impfung gegen das Coronavirus an den Australian Open 2022 teilnehmen.

Am 5. Januar (Ortszeit) endete die Causa Djokovic & Australian Open 2022 vorläufig (?) mit einem Paukenschlag: Nach einer schlaflosen Nacht am Flughafen Melbourne bekam der Titelverteidiger offiziell mitgeteilt, dass Australien sein Visum ablehnt. Und den Serben somit ausweist. Statt einer Ausnahmegenehmigung jetzt also eine Abschiebung ... Die Anwälte des Tennisprofis wollen aber noch Einspruch einlegen!


Keine Frage: Für die Attraktivität der am 17. Januar startenden Australian Open wäre die Teilnahme des Rekordchampions natürlich eine Bereicherung. Und für die Veranstalte ist Djokovic` Teilnahme natürlich auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht unrelevant.



Djokovic Australian Open 2022 Auch ohne Corona-Impfung freut sich Novak Djokovic auf die Australian Open 2022. Aber nicht nur bei Australiens Bürgern und Politkerin herschrt Unverständnis für die Ausnahmeregelung des Serben



Noch im November zeigte sich Turnierdirektor Tiley von seiner harten Seite: "Wir würden Novak liebend gern hier sehen, aber er weiß, dass er geimpft sein muss, um zu spielen."

 

  • Djokovic zeigte sich wiederum aber weiterhin als Impf-Skeptiker und scherte sich ansonsten auch nicht viel um Corona-Maßnahmen. Rückblick: So rief Novak Djokovic im Sommer 2020 die Adria Tour ins Leben. Mit Freunden und Kollegen sorgte er dabei für negative Schlagzeilen, als er fernab jeglicher Corona-Realität wilde Partynächte feierte. Auch für die Zuschauer der Adria Tour gab es keine Hygiene- oder Sicherheitsmaßnahmen. Am Ende infizierte sich der Serbe wie viele andere Teilnehmer der Adria Tour selbst mit COVID-19.


Dass jeder Mensch seine eigene Meinung haben darf und (zumindest jetzt noch) selber entscheiden darf, ob er oder sich impfen lässt, ist natürlich sehr gut. Logisch ist aber auch, dass jede/r auch die Konsequenzen seiner freien Entscheidungen tragen muss. Und dies wäre in der Causa Djokovic & Australian Open 2022 folgerichtig die Nicht-Erlaubnis zur Teilnahme des Serben gewesen. Das ist zumindest die Meinung der überwiegenden Mehrheit von Australiens Bürgern. Denn das Land down under wurde sehr schwer von Corona getroffen.


Ausnahmeregelung für Djokovic: „Kranke Heuchelei und Beleidigung für jeden Australier“


Der australische Ex-Tenisprofi Sam Groth schrieb in einer Kolumne für die "Herald Sun" von "kranker Heuchelei". Djokovics Teilnahme sei "eine Beleidigung für jeden Australier, der wegen COVID durch die Hölle gegangen ist". Groth bezeichnete die Ausnahmegenehmigung als "eine Entscheidung, die jedem Bürger Victorias und Australiens ins Gesicht spuckt".

  • So wurde erst am 22. Oktober in Melbourne der bis dato letzte Lockdown beendet. Der Veranstaltungsort der Australian Open befand sich insgesamt über 260 Tage im Lockdown. Das ist länger als jede andere Stadt auf der Welt.
  • Dass jetzt für die ungeimpften Djokovic, der sich in der Corona-Pandemie mit am unverantwortlichsten zeigte, Sonderregeln gelten, können viele Einwohner Melbournes nicht verstehen – das erklärt uns Kathy am Telefon. Die Deutsche lebt seit mehr als drei Jahren in Melbourne.   




Aber auch die anderen Tennisprofis scheinen mehrheitlich nicht wirklich begeistert von dieser Sonderbehandlung zu sein:


  • Jamie Murray, Australian-Open-Sieger von 2016 im Doppel, äußerte sich als einer der ersten Kollegen - und machte aus seiner Skepsis keinen Hehl. "Ich denke, wenn ich nicht geimpft wäre würde ich keine Ausnahmegenehmigung bekommen", so der 35-Jährige auf einer Pressekonferenz des derzeit in Sydney stattfindenden ATP Cups. "Aber gut für ihn, dass er es hinbekommen hat, nach Australien zu reisen und teilnehmen zu dürfen."
  • Rafael Nadal: „Wer sich nicht impfen lässt, handelt ein bisschen egoistisch“.
  • Alex de Minaur kurz und knapp über die Ausnahmeregelung für Djokovic: "Ich finde es einfach sehr interessant. Das ist alles, was ich dazu sage."
  • Und der Franzose Benoit Paire erklärt: „Diejenigen, die nicht geimpft sind, sind mir egal. Wenn sie nicht spielen, ist es umso besser für mich.“  



Djokovic und die Ausnahmeregelung für die Australian Open: Viele Fragen bleiben offen. Auch die Politik schaltet sich ein


Möglich ist die Sonderbehandlung und die überraschende Teilnahme von Djokovic durch eine „medizinische Ausnahmegenehmigung“. Dazu teilen die Veranstalter der Australian Open mit:

"Djokovic hat eine medizinische Ausnahmegenehmigung beantragt, die nach einem strengen Überprüfungsverfahren mit zwei separaten unabhängigen medizinischen Expertengremien gewährt wurde"

Ausschlaggebend für diese Entscheidung sei das vom Gesundheitsamt des Bundesstaates Victoria eingesetzte Independent Medical Exemption Review Panel (unabhängiges Gremium zur Überprüfung medizinischer Ausnahmegenehmigungen), so Tennis Australia.



Welche Kriterien für die Ausnahmegenehmigung aber entscheidend waren, ist zumindest vor dem Start der Australian Open unbekannt. Daher fordert auch der Direktor der Australian Open, dass Novak Djokovic die Gründe für die Ausnahmeregelung endlich offenlegen soll:

Turnierdirektor Craig Tiley: "Es wäre sehr hilfreich, wenn Novak erklären würde, auf welcher Grundlage er die Ausnahmegenehmigung beantragt und erhalten hat."

Auch Australiens Premierminister Scott Morrison schaltet sich in die Debatte ein: "Wir erwarten seine Unterlagen und welche Nachweise er uns dafür vorlegt. Wenn diese unzureichend sind, wird er nicht anders als jeder andere behandelt und nimmt den nächsten Flieger nach Hause. Es sollte keine Sonderregelungen für Novak Djokovic geben. Überhaupt keine."

Übrigens: Von den rund 3000 Personen, die zum Tross der Australian Open gehörten, haben wohl 26 Personen eine Sondergenehmigung für die Einreise beantragt. Nur wenigen Anträgen sei stattgegeben worden.


Verfasser: Karsten Schmidt-Garve. Aktualisiert am 06. Januar 2022


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