Deutschlands Tennis-Blog des Jahres 2023

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Rafael Nadal: Rafa (mit John Carlin) 

Wer ist dieser Rafa? Das Buch von Rafael Nadal und John Carlin bietet Einblicke in das Innenleben des spanischen Sandplatz-Phänomens. Wer einmal Nadal live erlebt hat wird sich fragen, woher diese geballte Power und Dynamik kommen ...  


Es gibt Tage auf dem Tennisplatz, die man nie vergisst obwohl mal gar nicht selber gespielt hat. Oder vielleicht gerade deshalb? Als Journalist hatte ich den Auftrag, für irgendeine Zeitung von einer irgendeiner Pressekonferenz in Stuttgart zu berichten. Also setzte ich mich an diesem Juli-Dienstag im Jahr 2007 ins Auto und fuhr von Düsseldorf ins Schwabenland.

Zum Glück war der etwas langweile Presse-Termin recht bald abgehakt. Zeit also, für ein paar Euro ein Tagesticket für das Stuttgarter Weissenhof-Turnier zu kaufen, das im Jahr 2007 noch auf Sand ausgetragen wurde. Ein herrlicher Sommertag, kurz nach 18 Uhr tummelten sich mehr Menschen an den obligatorischen Fressbuden als auf den Tribünen des in Stuttgart sehr privat wirkenden Center Courts. Das Essen mag noch so lecker gewesen sein; es kann nicht so beeindruckend gewesen sein wie das, was mir auf dem Center Court geboten wurde.

Das Idol einer Sandplatz-Generation

Eigentlich war es nur einer der vielen Erstrunden-Spiele auf der ATP-Tour, bei dem der Unterlegene keine Chancen gegen einen der gesetzten Top-Spieler hatte. In diesem Falle war es Alexander Waske, der im Juli 2017 mit 1:6, 1:6 gegen den Spanier Nadal das Nachsehen hatte. Aber was Rafa auch bei diesem Spiel bot, war ein einzigartiges und unvergessliches Sandplatz-Erlebnis: Athletik in Perfektion bei jedem Schlag, aggressive Beinarbeit und ein kraftvoll-dynamischer Top-Spin bei Vorhand und Rückhand. Wer jemals Rafael Nadal nur wenige Meter entfernt bei einem Match beobachten durfte, der wird Sandplatz-Tennis in Perfektion geboten! Eine kraftvolle Grundlinien-Maschine, deren Speed und Power sich nicht beschreiben lassen …

Und genau dieses Phänomen „Rafa“ wird in dem gleichnamigen Buch detailliert beleuchtet. In „Rafa, mein Weg an die Spitze“ dienen zwei der wichtigsten Siege des Spaniers als roter Faden: Der Finalsieg in Wimbledon gegen Roger Federer 2008 und der Sieg über Novak Djokovic im Finale der US Open 2010.

Es waren zwei sehr spektakuläre Matches. Spektakulär und lehrreich sind auch die Analysen der wichtigsten Punkte bei diesen Matches, die das Buch sehr umfangreich und für jeden Spieler gut nachvollziehbar bietet.

Einblicke in die Privatperson Rafael Nadal 

Neben den vielen – vor allen für Tennisspieler sehr interessanten – taktischen und technischen Ausführungen zu Nadals Spiel erfährt der Leser auch von dem Menschen Nadal. Insgesamt eine gute Mischung, die das Buch auch für Nicht-Tennisspieler lesenswert macht.

Ein wichtiger Teil von Rafas Erfolg liegt in der Zusammenarbeit mit seinem Onkel Toni begründet. Logisch, dass dieses oftmals ambivalente Verhältnis zu seinem Onkel-Trainer auch in dem Rafael Nadal-Buch genau beleuchtet wird. So zeigt der Autor, dass es auch für den Spanier besonders in jungen Jahren viele Rückschläge und noch mehr Entbehrungen auf dem Weg an die absolute Weltspitze gab …         

Buchbesprechung von Karsten Schmidt-Garve (Journalist, Literaturwissenschaftler, Germanist)