Interview mit Rene Zandbergen – Der perfekte Tennisschuh für jeden Spielertyp
- Welcher Tennisschuh ist für mich geeignet? Wohin geht der Trend und wann ist es Zeit für ein neues Paar?
- Fragen, die sich wohl jeder Tennisspieler schon mal gestellt hat. Rene Zandbergen, „Senior Manager Merchandising and Innovation“ bei ASICS, beschäftigt sich als Produktentwickler auch in enger Zusammenarbeit mit vielen bekannten Profisportlern täglich mit diesen Themen.
- Im Interview gibt der Sportschuh-Spezialist Einblicke in seine Arbeit und liefert Antworten.
your-tennis.de: Als „Senior Manager Merchandising and Innovation“ sind Sie unter anderem für die Entwicklung neuer Tennisschuhe verantwortlich. Wie gehen Sie vor?
Zandbergen: Unser Ziel ist es, Tennisspielern die besten Schuhe zu liefern, damit sie gut performen können und dabei vor Verletzungen geschützt sind. Der Prozess der Entwicklung beginnt immer mit Beobachtungen. Um die Bedürfnisse von Tennisspielern und die Anforderungen an ihre Schuhe zu kennen, ist das Beobachten und die anschließende Analyse ihrer Bewegungsabläufe essentiell. Neue Bewegungsmuster und Trends in der Art zu spielen lassen sich so erkennen und bei der Entwicklung des Schuhs berücksichtigen. Seit einigen Jahren gewinnt das Rutschen auf allen Belegen beispielsweise eine immer größere Bedeutung, was die Spezialisierung/Anpassung der Sohlenkonstruktion beeinflussen kann.
Im Visier haben Sie dabei Spitzenathleten und Tennisprofis wie Novak Djokovic?
Zandbergen: Die Entwicklung des Court FF Novak und die damit verbundene Zusammenarbeit mit Djokovic hat unglaublich viel Spaß gemacht und das Ergebnis ist einmalig. Wir fokussieren uns in der Entwicklung unserer Modelle aber nicht nur auf Hochleistungssportler, sondern arbeiten und sprechen mit Tennisspielern verschiedenster Niveaus. Schließlich möchten wir auch Hobby-Tennisspielern den bestmöglichen Schuh bieten. Bei ASICS geht es, wie der Name schon verrät, ohnehin nicht nur um Spitzenleistung und „höher, schneller, weiter“.
Können Sie das genauer erklären?
Zandbergen: ASICS steht für “anima sana in corpore sano” (“Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper”) – diese Philosophie bestimmt unsere Arbeit und das, wofür wir stehen. Unsere Kunden gehen Laufen, spielen Volleyball oder eben Tennis, weil es sie gesund hält, mental und physisch, weil sie Spaß daran haben und manche natürlich auch, um in den sportlichen Wettstreit zu gehen und ihre Leistungsgrenzen auszureizen.
Zurück zur Tennisschuh Entwicklung. Wenn Sie Ihre Beobachtungen gemacht und sich mit Spielern ausgetauscht haben. Was geschieht dann?
Zandbergen: Wir schauen, wie wir die Bedürfnisse der Spieler bestmöglich befriedigen können. Natürlich sind diese sehr individuell und nicht jeder Hobby-Tennisspieler hat das Glück wie Djokovic, einen an seine Bedürfnisse speziell angepassten Schuh gestellt zu bekommen. Aber wir konnten anhand umfangreicher Untersuchungen drei verschiedene Spielertypen identifizieren und haben für jeden einen spezifischen Schuh entwickelt. Ihre Leser werden sich sicherlich in einem der folgenden Spieltypen wiedererkennen:
Grundline: Dieser Spielertyp ist eher defensive und bewegt sich entlang der Grundlinie oder dahinter, wie beispielsweise Gael Monfils. Er braucht für seine überwiegend lateralen Bewegungen Stabilität und Struktur, aber auch Flexibilität, um Richtungsänderungen, Sprints und plötzliche Stopps umzusetzen. Für jene Spieler haben wir den Gel-Resolution 8 entwickelt.
All Court: Dieser Stil beschreibt einen offensiven Spieler, der nach dem Aufschlag nach vorne ans Netz geht. Für diese schnellen und weiten Strecken auf dem Platz kommt es vor allem auf Leichtigkeit an. Die deutsche Tennisspielerin Julia Görges ist ein Beispiel für diesen Spieltyp und trägt deshalb den Solution Speed.
Allround: Das ist ein sehr komplexer Spielstil, denn er vereint beide vorher beschriebenen Stile und ihre Vorteile. Sowohl die präzise Arbeit an der Grundlinie als auch die Beherrschung des schnellen Wechsels ans Netz und zurück. Spieler wie Novak Djokovic brauchen Stabilität, Schnelligkeit und Flexibilität, wie sie der Court FF bietet.
Wer also beim Schuhkauf nicht nur Faktoren wie Körpergewicht oder Fußfehlstellungen berücksichtigt, sondern darüber hinaus auch seinen Spielstil kennt, weiß, worauf es ankommt und kann eine fundierte Kaufentscheidung treffen. Die Vorteile machen sich auf dem Platz bemerkbar.
Und wann sollten Spieler ihren Tennisschuh wechseln?
Zandbergen: Das ist eine häufig gestellte Frage, auch im Laufsport, aber sie lässt sich nicht pauschal beantworten. Verschiedene Dinge, wie die Spielhäufigkeit, der Untergrund auf dem gespielt wird und sogar das Klima haben Einfluss auf die Lebensdauer eines Schuhs. Bei einem durchschnittlichen Clubspieler, der ca. einmal in der Woche auf dem Platz ist, ungefähr ein Jahr. Die Abnutzung lässt sich gut an der Außensohle erkennen. Sind die Profilaussparungen flach oder sogar schon verschwunden, sollte ein neuer Schuh her. Ein weiteres Anzeichen für abgenutzte Schuhe sind Falten in der Zwischensohle.
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