Adidas Parley: Tennis-Outfits und Tennisschuhe aus Plastikmüll – wirklich ein Beitrag für die Umwelt oder nur ein Marketing-Gag?
Wie zuvor schon andere Sportartikel-Hersteller (z.B. NIKE, Burton, Trigema oder Jack Wolfskin) setzt auch Adidas nicht nur bei Tennis-Textilien auf Nachhaltigkeit. Hilft das wirklich unserem Planeten – oder doch nur dem Umsatz der Hersteller. Und wie gut sind die Tennisschuhe und Tennistextilien Adidas Parley?
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Produktentwickler und Marketer müssen sich ständig etwas Neues einfallen lassen: Also realisierte (auch) Adidas eine recht naheliegende Idee, die nicht nur für Umsatz, sondern auch für einen guten Ruf in punkto Nachhaltigkeit sorgen sollte.
Darum geht`s: Unsere Ozeane sind leider bekanntlich voll mit Plastikmüll. Wenn diese gravierende Art der Umweltverschmutzung nicht eingedämmt wird, werden im Jahr 2050 weniger Fische als Plastikmüll durch die Weltmeere schwimmen.
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Neben Adidas setzen längst auch Nike, Burton, Jack Wolfskin und viele andere Sportartikel-Hersteller auf ökologische Nachhaltigkeit
Die – durchaus gute Idee – von Adidas: Warum nicht den Kunststoff aus den Ozeanen rausfischen und ihn für neue Schuhe, Tennis-Textilien oder andere Sport-Klamotten usw. nutzen. Konkret hatte Adidas schon im vor längerer Zeit angekündigt, einen Sport- und Tennisschuh auf den Markt zu bringen, der zu einem großen Teil aus Plastik besteht, das bei den Malediven aus dem Meer gefischt wurde.
Tennis-Bekleidung für Damen und Herren direkt aus dem Meer?
Daher bietet Adidas für die Saison 2019 jetzt Tennisbekleidung für Damen und Herren und auch Tennisschuhe, u.a. aus Parley Ocean Plastic™. Dabei handelt es sich um recyceltem Plastikmüll, der an Stränden und in Küstenregionen gesammelt, bevor er in das Meer gelangen kann. Das passend ozean-blaue gestylte Outfit, wie z.B. das Parley Tanktop von Angelique Kerber, besteht zudem aus dem bekannten Climalite, das Schweiß von der Haut ableitet und so für sehr angenehmen Tragekomfort beim Tennis sorgt.
Die Tennis-Outfits von Zverev, Kerber, Wozniaki und Thiem
Unter dem Motto und Hasthtag #playfortheoceans sind die neuen Tennis-Textilien von Adidas in Kooperation mit der Umweltorganisation Parley entstanden. Neben mehr Umsatz will Adidas dabei nach eigenen Angaben auch die Weltmeere schützen und für eine bessere Zukunft auf unserem Planeten beitragen.
„Play for the oceans“ lautet jetzt auch das Motto der aktuellen Damen- und Herren-Kollektionen, die u.a. auch von Alexander Zverev, Angelique Kerber, Caroline Wozniaki, Dominic Thiem oder Garbiñe Muguruza getragen werden.
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Auch wenn Tennis-Outfits und Tennisschuhe aus Plastikmüll u.ä. nicht zuletzt bei den Australian Open 2019 einen großen Bekanntheitsschub erhielten, neu ist die Idee nicht – und auch nicht nur von Adidas: Neben dem Sportartikel-Riesen Nike verwenden auch Mammut, Bureo, Burton, Jack Wolfskin oder Patagonia, um nur einige Marken zu nennen, recyceltes Plastik für ihre Produkte. Die kleine deutsche Marke Pyua nutzt zum Beispiel ausschließlich recyceltes Plastik für ihre Stoffe.
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Warum die Umwelt keine Sport- oder Tennis-Textilien mag
Auch der deutsche Sportartikel-Hersteller Trigema legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Das Thema Nachhaltigkeit wird auch von Sport-Marken schon länger gerne behandelt. Nachhaltigkeit ist dabei ein Konzept ohne einheitliche Lösung. Egal, ob die von den Bekleidungsunternehmen verwendeten Fasern natürlich oder synthetisch sind: Stets ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass große Mengen an Öl, Chemikalien und Wasser für ihre Herstellung benötigt werden.
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Eine Million Plastikflaschen pro Minute
Daher wollen und sollten alle Sportswear-Unternehmen versuchen, Müll und Verschmutzungen zu reduzieren. Textilien aus Plastikflaschen und aus am Meer gesammeltem Plastikmüll reduzieren den durch Textilien generierten Müll, der von herkömmlichen Textilien produziert wird. Und der Plastikmüll bietet zudem eine schier unerschöpfliche Quelle an Ressourcen: Jede Minute werden 1 Million Plastikflaschen weltweit verbraucht! Es sollte also keine Probleme geben, den Bedarf an Synthetikfasern für Tennis- und Sportkleidung zu decken.
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Jede Minute kippt ein voll beladener Müllwagen Schrott ins Meer
Pro Jahr landen mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Das entspricht etwa einem vollen Müllwagen pro Minute. Ein erschütterndes Bild, um dessen Wirkung auch Adidas weiß: In dem Werbevideo zu seiner Ozean-Rettungsmission lässt Adidas einen Comic-Müllwagen Schrott ins Meer kippen. "Schau, was wäre, wenn wir den Müll nehmen würden und einen Sportschuh daraus machen würden?", fragt ein Sprecher, während eine Hand eine Plastikflasche nimmt und in einen Reißwolf fallen lässt. "Und dann eine Million Schuhe aus elf Millionen Plastikflaschen." Der Plastikfaden aus dem Reißwolf wird auf einen Schuh genäht.
Kreativer Kopf hinter dem Projekt ist übrigens ein gewisser Cyrill Gutsch, Gründer der Organisation Parley for the Oceans, die von Adidas mitfinanziert wird. "Wir wollen das Bewusstsein der Öffentlichkeit schärfen und neue Partnerschaften anregen, die dazu beitragen können, die Weltmeere zu schützen und zu erhalten", lässt sich Gutsch in einer Adidas-Pressemeldung zitieren.
Adidas x Parley, Adidas Ultraboost Uncaged Parley - Sportschuhe als Kapitalanlage?
Im Jahr 2015 startete Adidas diese Aktion in eher kleinem Rahmen: Damals verloste Adidas 50 Prototypen des Sportschuhs Adidas x Parley. Für diese Schuhe Hochsee-Fischernetze verarbeitet, die von der Organisation Sea Shepherd aus dem antarktischen Ozean gezogen wurden. Im November 2015 bot Adidas dann eine limitierte Auflage von 7.000 Exemplaren des Nachfolgers Ultraboost Uncaged Parley in ausgewählten Stores an, die heute als Sammlerstücke sehr begehrt sind!
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Nur ein Werbe- und PR-Gag von Adidas & Co.? Oder wirkliche Nachhaltigkeit?
Und was bringt das jetzt für unsere Umwelt und die Zukunft dieses Planeten? Ohne Zweifel stand und steht für Adidas (und viele weitere Sportartikel-Hersteller) der PR-Nutzen mit im Vordergrund: Von der Öffentlichkeit als verantwortungsbewusst und umweltfreundlich wahrgenommen zu werden, ist in der heutigen Zeit baren Umsatz wert!
Umwelt-Experten sind jedoch skeptisch, was den Nutzen angeht: "Ich halte das für nicht mehr oder weniger als eine ausgefuchste Marketingstrategie, die an dem Grundproblem nicht wirklich etwas ändern wird", sagte z.B. Thilo Maack von Greenpeace gegenüber dem Fernsehsender RTL.
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Was hält Greenpeace von Adidas Parley?
Auch Meeresbiologe Uli Kunz lässt sich eher kritisch zitieren: "Plastik aus dem Meer zu fischen, ist nur ein Teil der Problemlösung und eher ein Tropfen auf dem heißen Stein." Die Hauptproblematik: Nur ein kleiner Teil des Plastiks bleibt und schwimmt an der Wasseroberfläche und ist für alle sichtbar. "Ein großer Teil wird zerrieben und fasert sich in immer kleinere Teile auf und sinkt ab. Dort landet es auf und im Meeresboden und wird von vielen Lebewesen als Nahrung angesehen und aufgefressen. Dieses sogenannte Mikroplastik ist zurzeit Gegenstand intensiver Forschung, da wir den Einfluss dieser Partikel auf das Ökosystem noch nicht vollständig verstehen."
Aber: Immerhin wird auch wegen Adidas Parley über die Problematik gesprochen und geschrieben. Und das Tragen von relativ umweltfreundlichen Sport- und Tennistextilien ist schon mal ein Anfang. Wenn auch ein kleiner…