Alkohol und Tennis oder andere Sportarten: OK oder absolutes No-Go?
Das ein oder andere Weizenbier nach dem Tennismatch, die Flasche Wein beim geselligen Essen, Hochprozentiges am Wochenende bei der Party-Tour: Die meisten von uns trinken zumindest ab und zu mal alkoholische Getränke. Für viele Menschen (und darunter befinden sich auch viele Sportler) gehört Alkohol aber fast schon zum Alltag.
- Ab wann sollte man sich bezüglich seines Alkoholkonsums Gedanken machen?
- Ist bereits in Maßen und nur gelegentlich konsumierter Alkohol für Sportler und Tennisspieler schädlich?
- Und welche überraschenden Fakten zum Thema Alkohol gibt es eigentlich bei Tennisprofis wie Rafael Nadal oder Novak Djokovic?
- Alarmierend war der Alkoholkonsum bis vor kurzer Zeit bei Nick Kyrgios: „Alkohol und Drogen haben mein Leben bestimmt“. Warum der Australier zu Rauschmitteln griff und wie er diese Zeit überstand, kannst Du weiter unten lesen.
Passen Alkohol und Fitness irgendwie zusammen?
Es überrascht nicht wirklich: Der Konsum von Alkohol nach dem Sport mindert Trainingseffekte und überlastet den Körper: Die Koordinations- und Reaktionsfähigkeit sinkt. Stoffwechselvorgänge, die für den Muskelaufbau nötig sind, werden gebremst.
Wer unter Alkoholeinfluss steht, hat eine verminderte Koordinations- und Reaktionsfähigkeit, das Risiko für eine Sportverletzung steigt.
Wer nach dem Sport Alkohol konsumiert, verhindert Stoffwechselvorgänge, die für den Muskelaufbau wichtig sind. Auch kleine Alkoholmengen verhindern die Regeneration des Muskelgewebes. Alkohol entzieht dem Körper Wasser, das vermindert die notwendige Nähr- und Mineralstoffversorgung der Muskulatur.
Im Extremfall kann Alkoholkonsum gerade bei sportlichen Aktivitäten zu gefährlichen Herzrhythmus-Störungen führen.
Negative Auswirkungen von Alkohol auf unsere Gesundheit
Und bekanntlich hat regelmäßiger Alkoholkonsum auch teilweise schwerwiegende gesundheitliche Folgen, die sich mitunter erst nach einigen Jahren bemerkbar machen:
- Lebererkrankungen: Unsere Leber ist für den Abbau des Alkohols verantwortlich und von übermäßigem Konsum besonders stark betroffen. Die weibliche Leber baut Alkohol übrigens sehr viel schlechter ab und ist deshalb besonders gefährdet. Das ist leider dennoch kein Alkohol-Freifahrtsschein für Männer…
- Schädigungen des Gehirns: Langfristiger und regelmäßiger Alkoholkonsum kann zur Schrumpfung des Hirngewebes führen. Zuerst nehmen die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen ab. Auch das Urteilsvermögen und die Intelligenz werden dauerhaft beeinträchtigt.
- Krebserkrankungen insbesondere der Leber, in Mundhöhle, Rachenraum und Speiseröhre, des Enddarms und der (weiblichen) Brustdrüse
- Bluthochdruck und Herzmuskel-Erkrankungen
- Persönlichkeitsveränderungen: Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit, Unruhe, übertriebene Eifersucht, vielfältige Ängste, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken. Die Diagnose „psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ war bereits im Jahr 2017 der zweithäufigste Behandlungsgrund in deutschen Krankenhäusern.
- Impotenz: Alkohol verringert die Potenz und vermindert die sexuelle Erlebnisfähigkeit bei Mann und Frau.
- Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
- Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis)
- Übergewicht und der typische hässliche Bierbauch.
Verkatert auf dem Tennisplatz: Sogar Novak Djokovic hat diese Erfahrung gemacht
Eigentlich ist Tennis-Champion ist Novak Djokovic ist bekannt dafür, seinen Körper mit veganer Ernährung, ganzheitlichem Training usw. sehr bewusst und nachhaltig zu behandeln. Als seine mal mit Champagner auf seinem Triumph bei den Australian Open anstieß, sah man Djokovic aus seiner Energydrink-Flasche trinken.
Dass das Fitness-Vorbild aber auch mal schwer verkatert im Davis Cup angetreten ist, hat Djokovic in einem Instagram Live-Talk mit Ex-Tennisprofi Maria Sharapova verraten. Djokovic hat zwar laut eigener Aussage nie betrunken gespielt - doch bei einem Davis-Cup-Match 2011 unmittelbar nach seinem Wimbledon-Finalsieg über Rafael Nadal war der Serbe alles andere als in Topform.
- "Es war mein erster Wimbledon-Erfolg und ich wurde Nummer 1. Es war, als wären all meine Träume wahr geworden. Und ich bin praktisch am nächsten Tag von London nach Schweden gereist, um am Viertelfinale im Davis Cup gegen Schweden teilzunehmen", sagte Djokovic.
Djokovic wusste um seinen Zustand und wollte kein offizielles Match spielen:
"Ich war verkatert und wollte den anderen Jungs nur beim Spielen zuzusehen. Ich weiß nicht, wie es zu meinem Doppel-Match kam - aber lass mich einfach sagen, dass ich den Ball nicht sehr deutlich gesehen habe."
- Und so kam es, dass selbst sein erfahrener Doppel-Partner Nenad Zemonjic in der Davis Cup-Partie gegen Schweden nicht verhindern konnte, dass Serbien das Match gegen das deutlich tiefer platzierte Duo Simon Aspelin und Robert Lindstedt verlor.
Alkohol und Sport: Warum das keine gute Kombination ist
Die verkaterten Davis Cup-Erfahrungen wird wohl jeder Tennisspieler gleich welcher LK nachvollziehen können, der jemals nach einer durchzechten Nacht morgens zu einem Turnier- oder Mannschafts-Match auflaufen musste.
Dass am Abend vor wichtigen Mannschafts- oder Medenspielen Alkohol tabu sein sollte, ist daher auch bekannt. Auch viele Tennisspieler wissen allerdings gar nicht, dass schon ein paar Bierchen den Trainingserfolg – vor allem im Fitness- und Konditionsbereich mindern können. Denn Alkohol hemmt nicht nur den Muskelaufbau – er verhindert den Fettabbau, macht müde und verringert die Reaktionsfähigkeit.
Wie viel Alkohol ist „erlaubt“?
Unabhängig von anstehenden Tennis-Matches oder Trainingseinheiten sollte man beachten, dass Alkohol ein Zellgift ist und die körperliche Fitness allgemein mindert.
Und da bereits geringe Alkoholmengen diese Auswirkungen haben, gibt es laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bezug auf moderaten Alkoholkonsum folgende Richtlinie:
- Momentan gilt als maximal tolerierbarer Konsum 10 g Alkohol pro Tag für gesunde Frauen und 20 g Alkohol pro Tag für gesunde Männer. 20 g reinen Alkohols entsprechen etwa einem halben Liter Bier, einem Viertel Liter Wein oder zwei Gläsern Sekt. Laut DGE dürften Frauen dann maximal die Hälfte davon trinken.
Rafael Nadal und seine Liebe zum Bier?
Umso erstaunlicher ist es daher, dass Sandplatz-König Rafael Nadal seit dem Jahr 2021 Markenbotschafter der der niederländischen Brauerei Amstel ist. Auch wenn er dort vor allem für alkoholfreies Bier wirbt, musste sich der Spanier einigen kritischen Fragen stellen:
"Am Ende denke ich, dass Spaß ein wichtiger Teil des Lebens ist", erklärte Nadal daraufhin. "Wenn du mir sagst:" Du musst dich jede Woche betrinken ", dann mag ich diese Idee natürlich nicht. Ich mag auch nicht die Idee, dass man sich betrinken muss, um eine gute Zeit zu haben. Es gibt viele Möglichkeiten, Spaß zu haben."
Rafael Nadal: Auf mentaler Ebene kann Alkohol gut sein
Der Mallorquiner enthüllte, dass er Alkoholkonsum auf mentaler Ebene für vorteilhaft hält. "Es ist wahr, dass es Zeiten gibt, in denen Sie mit Freunden zusammen sind, zum Abendessen ausgehen und Lust haben, etwas Alkohol zu konsumieren", fügte Nadal hinzu.
"Und wie ich Ihnen bereits gesagt habe, habe ich fast immer versucht, es auf verantwortungsvolle Weise zu tun. Ich denke, es ist etwas, das sogar gut sein kann. Ich weiß es nicht auf der Gesundheitsebene, aber ich weiß es auf der mentalen Ebene."
Nick Krygios: Alkohol und Drogen haben mein Leben bestimmt
Wesentlich dramatischer war die Situation beim Australier Nick Krygios. Wie der „Bad Boy des Tennissports“ kürzlich zugab, hatte er mit „inneren Dämonen“ zu kämpfen, die er mit Alkohol und Drogen in rauhen Mengen besiegen wollte.
Dem Newsportal „Nine“ erzählt Kyrgios von seinen schwierigen und gefährlichen Zeiten: „Es war sehr ernst, es ging bis zur Selbstverletzung, das ist nicht in Ordnung.“ Drogen und Alkohol hätten seinen Alltag bestimmt. „Ich habe das wirkliche Leben ausgeblendet. Ich habe viel Alkohol und Drogen konsumiert und das geriet außer Kontrolle.“
Heute gibt es bei Nick Kyrgios nur noch Wein zum Abendessen
Es ging so weit, dass er jene Leute, die ihm nahestanden, weggestoßen habe. „Ich habe mich ihnen nicht geöffnet“, sagt Kyrgios.
Mittlerweile trinke er keinen Alkohol mehr, „höchstens mal ein Glas Wein zum Abendessen“. Und er versucht, die Beziehung zu seiner Familie wieder herzustellen. Die Corona-Pandemie habe ihm dabei geholfen, wieder zum Leben zurückzufinden. Kyrgios: „Ich musste gesündere Gewohnheiten annehmen. Zum Beispiel eine gute Ernährung, ausreichend Schlaf, etwas mehr Training – das war´s.“
Ein Gläschen in Ehren? Welche Folgen hat Alkohol für meine Gesundheit und Fitness?
Dass exzessiver Alkohol-Konsum extrem gravierende Folgen für Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden allgemein hat, ist keine überraschende Aussage. Aber leider auch Alkohol in Maßen viele negative Folgen, wie diese kurze Übersicht beweist:
Alkohol bremst den Fettabbau
Sport macht fit und schlank. Vor allem dann, wenn man sich regelmäßig bewegt und gesund ernährt. Wer Süßes und Fettes möglichst vermeidet, ist dabei schon auf einem guten Weg. Dazu gehört auch der Verzicht auf ungesunde Durstlöscher. Ein Weizenbier nach dem Training kann dabei schon ein absoluter „Dickmacher“ sein. Ein Gramm (reinen) Alkohols hat sieben Kalorien, ein großes Glas Bier bereits 200 Kalorien. Um das wieder „abzuarbeiten“, ist eine halbe Stunde Lauftraining angesagt.
Bei diesen Kalorien handelt es sich außerdem um „leere“ Kalorien, die unserem Körper weder Vitamine noch Mineralstoffe oder Spurenelemente liefern. Erschwerend kommt hinzu, dass Alkohol die Fettverbrennung vermindert. Während der Körper also nach dem Sport eigentlich mit dem Abbau der Fettzellen beschäftigt sein sollte, baut er durch den Alkohol weniger Körperfett ab und speichert so mehr Fett in den Fettzellen.
Alkohol lässt Muskeln schrumpfen
- Regelmäßiges Fitness- und Krafttraining kräftigt die Muskeln. Damit die Muskeln weiterhin wachsen können, sind aber bekanntlich auch Ruhepausen nötig, die das Muskelgewebe für die Regeneration benötigt.
- In diesen Ruhepausen profitieren die Muskeln von einer ausreichenden Zufuhr von Nährstoffen. Alkohol bewirkt dabei das Gegenteil: Weil Alkohol dem Körper Wasser entzieht, werden den Muskelzellen Nährstoffe entzogen. Auch Schadstoffe können dann nur erschwert abtransportiert werden.
- „Schlecht ernährte“ Muskeln bringen außerdem weniger Leistung. Das liegt vor allem an den Wachstumshormonen, die am Muskelaufbau beteiligt sind. Eine Studie aus der neuseeländischen Massey-Universität bestätigt, dass schon moderater Alkoholkonsum den Testosteronspiegel senkt, weniger Hormone ausschüttet und so das Wachstum der Muskeln schwächt. Auch die Regeneration der Muskeln ist durch den Alkoholeinfluss vermindert.
Alkohol stört den Stoffwechsel
Gleichzeitig wird nach Alkoholkonsum vermehrt Cortisol ausgeschüttet; dieses Stresshormon begünstigt Entzündungs- und verlangsamt Heilungsprozesse. Erhöhte Werte sind auch sechs Stunden nach dem letzten Drink noch im Blut nachzuweisen.