Davis Cup 2020: Struff und Krawietz/Mies führen Deutschland zur Davis-Cup Finalrunde in Madrid
- Österreich schlägt Uruguay und fährt erstmals zum Davis Cup-Finalturnier
- Schweizer Davis Cup-Team enttäuscht in Peru
Lag es an der Angst vor dem Corona-Virus oder hat die viel diskutierte Reform des Davis Cups viele Fans verprellt? Im Düsseldorfer Castello gab es auch am Spieltag noch einige Karten für die Davis Cup-Partie Deutschland gegen Weißrussland zu kaufen. Auch wenn die Halle mit insgesamt ca. 5.500 Zuschauern an beiden Tagen nicht komplett ausverkauft war, sorgten die Zuschauer in Düsseldorf für eine großartige Heimspiel-Atmosphäre, wie man sie aus besten Davis Cup-Zeiten kennt.
Davis Cup in Düsseldorf trotz Corona-Virus
Das bestätigte auch Jan-Lennard Struff, der mit zwei starken Einzeln den Grundstein für den Sieg legte. Nach seinem 6:4, 6:4 gegen Ilya Ivashka am Freitag sorgte die Nummer 34 der Welt mit einem souveränen 6:3, 6:2 gegen Egor Gerasimov für den entscheidenden dritten Punkt. Vor allem von der Grundlinie und mit starken Aufschlagsspielen zeigte Struff, dass er mit 29 Jahren noch weiter an die Weltspitze rankommen will und wohl auch kann: „Jürgen Klopp steht für Vollgas-Fußball, Jan-Lennard Struff für Vollgas-Tennis“, zog Team-Kapitän Michael Kohlmann in Düsseldorf einen interessanten Vergleich.
Ohne Deutschlands Nummer 1 Alexander Zverev gegen den Außenseiter aus Weißrussland
Fest stand schon früh, dass das Team von Captain Michael Kohlmann (erneut) ohne Alexander Zverev antreten wird. Dem Halbfinalist der Australian Open passt der Davis Cup erneut nicht in den Terminplan: Zunächst spielte Zverev – wenn auch nicht sehr erfolgreich – in Acapulco, direkt nach dem Davis Cup-Wochenende tritt Zverev beim zur Masters-1000-Serie gehörende Event in Indian Wells an. Schon bei der Davis Cup-Finalrunde Ende 2019 in Madrid hatte Zverev im vergangenen Jahr gefehlt, weil er sich mit dem Schweizer Roger Federer auf Showkampf-Tour durch Südamerika befand.
Eine generelle Absage Zverevs für den Davis Cup in dieser Saison gebe es aber wohl nicht. Beim Finalturnier im November könnte Zverev wieder ein Thema werden: "Wir hoffen, dass wir uns qualifizieren, das hofft er auch. Dann müssen wir sehen", so Teamkapitän Michael Kohlmann, der auch für Zverevs aktuelle Absage Verständnis zeigt: "Dieses Jahr ist durch Olympia vollgepackt mit Höhepunkten. An den entscheidenden Punkten will er da sein."
Mit dem Quintett des Davis Cup-Finals 2019 in Düsseldorf
Weniger zufrieden zeigte sich Philipp Kohlschreiber: Der Routinier im deutschen Davis Cup-Team hätte am Freitag die Vorentscheidung bringen können, doch der 36-Jährige verlor sein Match gegen Egor Gerassimow schließlich 6:4, 5:7, 6:7 (3:7). Verlass war aber einmal mehr auf das Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies: Das 6:4, 7:6 (7:5) gegen I. Ivashka/A. Vasilevski brachte den wichtigen zweiten Punkt. Den bedeutungslosen vierten Punkt holte dann noch Ersatzmann Dominik Koepfer gegen Daniil Ostapenkow mit einem 6:0, 6:2.
Kohlschreiber, der das Match gespielt hätte, wenn es noch um den Sieg gegangen wäre, kam damit nicht zu seinem 42. Davis-Cup-Spiel. Zuvor hatte er vom Weltverband den Commitment-Award für seine zahlreichen Spiele im Davis Cup überreicht bekommen. Seit 2007 ist er im Team dabei.
Nach dem Sieg gegen Weißrussland tritt das DTB-Team vom 23. bis 29. November in der Finalrunde des Davis Cup an, die wie schon im Vorjahr in Madrid ausgetragen wird.
Österreichs Davis-Cup-Team erstmals beim Davis Cup-Finalturnier
Großer Jubel in Österreich: Dennis Novak brachte am Samstag in Graz-Premstätten gegen Uruguay mit einem 2:6 6:3 6:4 über Pablo Cuevas die Österreicher uneinholbar mit 3:1 in Führung, nachdem das Doppel Jürgen Melzer und Oliver Marach davor den Grundstein für die Qualifikation zum Finalturnier gelegt hatte.
Nachdem das Team von Kapitän Stefan Koubek im Vorjahr noch mit einer 2:3-Niederlage gegen Chile das Ticket für das Finalturnier verpasst hatte, gelang dieses Mal auch ohne Dominic Thiem die Qualifikation für die zweite Ausgabe des reformierten Davis-Cups.
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Ernüchterung dagegen bei den Eidgenossen, die ohne ihre Spitzenspieler Federer und Wawrinka angetreten waren: Die Mannschaft von Captain Severin Lüthi verliert in den Playoffs der Weltgruppe I in Lima das Duell gegen Peru 1:3.
Neben Deutschland und Österreich, die sich nach ihren Siegen für die Davis Cup-Finalrunde qualifiziert haben, standen bereits vorab Titelverteidiger Spanien, mit Kanada, Großbritannien und Russland die übrigen Halbfinalisten von 2019 sowie Frankreich und ATP-Cup-Gewinner Serbien jeweils per Wildcard als Teilnehmer fest!
Davis Cup Düsseldorf: Heimspiel in einer Sportstadt oder doch in der Tennis-Provinz?
Dass sich Teamkapitän über den Austragungsort Düsseldorf freut (Ok, was soll er auch anderes sagen?), dürfte die Veranstalter in der Landeshaupt von NRW freuen. Schließlich bezeichnet sich die Stadt am Rhein selber gerne als „Sportstadt“. In Düsseldorf ansässig sind zwar die in der Fußball-Bundesliga gegen den Abstieg kämpfenden Fortunen, im Eishockey die DEG und im Tischtennis die Borussia. Aber im Vergleich zu Städten wie München oder Hamburg wirkt Düsseldorf – auch im Hinblick auf Angebote im Breitensport oder die Förderung von Nachwuchsathleten verschiedenster Sportarten – doch eher provinziell.
Das zeigte sich auch von einigen Jahren, als ein ehemaliger Tennis-Profi aus dem benachbarten Mönchengladbach und heutiger Sport-Manager sehr attraktive Pläne für eine Davis Cup-Austragung und andere Tennis-Events in Düsseldorf hatte. Die Verantwortlichen der Stadt sollen damals nicht einmal geantwortet haben.