Tennis-Tristesse im Corona-Winter: Ist die Wahl des neuen DTB-Präsidenten Grund für Optimismus?
Vom Hobbyspieler mit LK 23 und Tennishallen-Abo am Freitagnachmittag bis zur altehrwürdigen New York Times: Immer wieder erklären verschiedenste Stimmen, dass bei einem Abstand von mehr als 20 Metern zwischen den Spieler eine Corona-Infektionsgefahr bei Tennisspielen quasi überhaupt nicht vorhanden sei.
Auch wenn es so viele verschiedene (und auch fundierte) Stimmen gab und gibt: Gehört davon hat die Politik scheinbar nichts. Und auch der Deutsche Tennis Bund hat die nachweislichen Argumente rund um den „Tennissport als optimale Individual- und Distanzsportart in Corona-Zeiten“ scheinbar nicht in seine Gedanken- und Argumentationswelt übernommen.
Tennis-Regelungen im Rahmen der Corona-Maßnahmen sind nicht nachvollziehbar – und sogar kontraproduktiv
Ziel des Tennis-Lockdowns in den meisten Bundesländern ist es, u.a. die Bewegungen im ÖPNV und somit die Kontakt- und Corona-Übertragungsmöglichkeiten einzuschränken. Wie groß ist diese Gefahr z.B. bei einer Vier-Feld-Tennishalle, in der ein Trainer mit zwei Schülern und auf den anderen Courts jeweils Einzel gespielt wird? Scheinbar größer als bei Gottesdiensten in Kirchen, langen Schlangen vor Baumärkten oder IKEA-Familien.
Noch abstruser: Weil z.B. in Baden-Württemberg Tennis komplett verboten, in Hessen aber Einzel in Hallen nachvollziehbarer Weise auch in diesem Corona-Winter unter Einhaltung der Abstandsregelungen erlaubt ist, kommt es jetzt täglich zu mehreren „Reisewellen“ z.B. von Tennisspielern aus Mannheim, Ludwigshafen oder Heidelberg ins benachbarte Hessen. Das ist seit Wochen bekannt – und damit dies unterbunden wird, hätten die Bundesländer einfach einheitlich das Tennisspielen unter Einhaltung der Corona-Regeln bundesweit ermöglichen müssen …
Warum setzt sich der DTB nicht intensiver für den Tennissport in der Corona-Krise ein?
Aber was macht die Politik? Nichts! Und der Deutsche Tennis Bund? Leider auch so gut wie nichts! En Hoffnungsschimmer ist da vielleicht die Wahl des neuen DTB-Präsidenten, die am letzten Sonntag im Januar auf dem digitalen DTB-Mitgliederversammlung stattfand.
Einige Tage vor dieser Versammlung war bekannt geworden, dass der bisherige DTB-Präsident Ulrich Klaus überraschender Weise einen Gegenkandidaten haben werde. Ulrich Klaus warf daraufhin kurz vor der Wahl das Handtuch und zog seine ursprüngliche Kandidatur plötzlich zurück.
Tennis und Corona: Gibt der neue DTB-Präsident Anlass zur Hoffnung?
Grund hierfür dürften auch Renommee und Beliebtheit des Gegenkandidaten gewesen sein: Dietloff von Arnim, ehemaliger Turnierdirektor der ATP Mannschaftsweltmeisterschaft im Düsseldorfer Rochusclub, wurde von vielen Landesverbänden schon vor der Wahl als Favorit bezeichnet. Und so wurde der 61-jährige Düsseldorf mit 108 Ja-Stimmen, ohne Gegenstimme, aber mit 17 Enthaltungen zum neuen DTB-Präsidenten gewählt.
Will und kann der neue DTB-Präsident hinsichtlich der uneinheitlichen Corona-Regelungen für den Tennissport Positives bewirken? „Ich glaube, wir müssen lauter sagen, dass Tennisspielen zu Corona-Zeiten nicht das Problem ist, sondern Teil der Lösung“, hatte der neue DTB-Präsident Dietloff von Arnim bereits im Vorfeld seiner Wahl in einem Interview im Deutschlandfunk gesagt. Diese Stimme für den Tennissport möchte von Armin jetzt an herausgehobener Stelle verstärkt sein, wie er ankündigte.
Wirklich optimistisch sind aber viele Tennisspieler nicht – zumal, wenn sie am Niederrhein wohnen. Seit 2015 ist von Armin Präsident des dortigen Landesverbands. Einem Landesverband, in dem Tennis seit November strikt verboten ist. Und wo sich – trotz entsprechender Ankündigungen – von Seiten des Landesverbands nichts getan hat in dieser Richtung …
Fakt ist aber: Der erfahrene und erfolgreiche Tennis-Funktionär Dietloff von Arnim hat in der Vergangenheit viel Gutes u.a. für den Tennissport in Düsseldorf und am Niederrhein bewirkt. Dass der neue DTB-Präsident jetzt eine Stimme für den Tennissport in Corona-Zeiten an herausgehobener Stelle verstärkt sein will, ist richtig und – mit Blick auf den DTB – vor allem überfällig! Und daran wird sich von Arnim schon in kürzester Zeit messen lassen müssen.
Autor: Karsten Schmidt-Garve, Journalist, Sportwissenschaftler, DTB B-Trainer
Veröffentlicht: 05. Februar 2021
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