Nadal-Museum in Manacor (Mallorca): Links liegen lassen oder ein Muss für Tennis-Fans?
Keine Frage: Obwohl Rafael Nadal „erst“ am 3. Juni 1986 in Manacor geboren wurde, ist er schon heute eine Tennis-Legende. Und wie es sich für Legenden gehört, hat sich der spanische Tennisprofi am Rande seiner Geburtsstadt auf Mallorca ein eigenes, futuristisches Museum gebaut.
Nadal-Museum in Manacor: Ein Pflichttermin für Tennis-Fans?
Deutschlands Tennis-Blog your-tennis.de hat sich das Nadal-Museum und die Rafa Nadal Academy einmal näher angeschaut – und hätte (zumindest vom Nadal-Museum) mehr erwartet und erhofft …
Mallorca ist und bleibt auch diesen Sommer für Touristen und Tennisspieler ein beliebtes Urlaubsziel. Insgesamt 13.790.968 ausländische Urlauber haben lt. Frontur-Studie des spanischen Statistik-Instituts 2017 Mallorca und die anderen Balearen-Inseln besucht. Ein riesiger Anteil davon kam aus Deutschland und Österreich sowie aus der Schweiz.
Kein Wunder: Mallorca ist mit dem Flugzeug in knapp zwei Stunden zu erreichen und bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, Ausflugsmöglichkeiten und natürlich herrliche Strände und Buchten. Auch für Tennisspieler gibt es diverse Anlagen für die Saisonvorbereitung oder -verlängerung.
Manacor, die drittgrößte Gemeinde Mallorcas und im Osten der Insel gelegen, gehörte bisher nicht zu den großen Tourismus-Magneten der Ferieninsel. OK, rund um die Kirche Nostra Senyora dels Dolors am Platz Rector Rubi kann man herrlich einkaufen, bummeln, mallorquinisch essen und trinken oder einfach nur abhängen. Seit 2016 hat Manacor aber ein neues Highlight, das viele Touristen und vor allem Tennisspieler anlockt: Das auf dem Gelände der Rafa Nadal Academy by Movistar gelegene Nadal-Museum „Sport Xperience by Rafa Nadal".
Aber lohnt sich wirklich ein Besuch des Rafael Nadal Museums in Manacor? Die kurze Antwort lautet: Eigentlich nicht! Um es klar zu sagen: Die am Rande von Manacor neu errichtete Tennis Academy von Rafael Nadal ist ein Paradebeispiel für eine moderne und beeindruckende Tennisanlage. Top-Trainer bieten hier auch für Touristen, Familien oder Nachwuchsspieler individuelle Trainings-Camps an, die höchsten Ansprüchen genügen.
Während für Camp-Teilnehmer der Eintritt in das Museum kostenlos ist, bekommt der „normale“ Tourist schon vor dem Eingang einen ersten kleinen Schock: Mit derzeit 18 Euro (früher waren es sogar 22 Euro) ist der Eintritt für Besucher im Alter zwischen 13 und 64 Jahren wahrlich kein Schnäppchen. Aber wenn man schon mal auf Mallorca ist, dann will man gerade als Tennisspieler natürlich auch dem Museum „Sport Xperience by Rafa Nadal" seine Ehrerbietung leisten …
Kinder bis 8 Jahren bekommen freien Eintritt, ansonsten sind die Eintrittspreise recht happig
Senioren sowie Kinder bis 12 Jahren erhalten übrigens einen Rabatt. Und für Kinder bis 12 Jahre – die am besten noch eine Affinität zu Videospielen oder zur Play Station haben – ist der Besuch des Nadal-Museums vielleicht sogar interessant. Denn neben einigen Image-Filmen über die Werte des Sports und Nadals sind es vor allem die interaktiven Sport-Simulationen, die einen Großteil des Nadal-Museums ausmachen (sollen).
Zu bezweifeln ist aber, ob die angebotenen Games auch nur einen durchschnittlich anspruchsvollen ESportler vom heimischen Monitor locken würden. So lassen sich zwar Koordination und Teamgeist an drei Ruderbooten für jeweils vier Personen testen, an vier Formel-1-Simulatoren Renn-Feeling nachempfinden oder bei einem Reaktionstest in 30 Sekunden möglichst viele Lichter antippen – wirklich beeindruckend ist dies aber alles nicht. Ganz nett ist die simulierte Mountainbike-Tour mit 3D-Brillen, mehr Spaß bringt Biken aber dennoch in den Bergen Mallorcas.
Christiano Ronaldo, LeBron James, Lionel Messi und Javier Sotomayor
Zu den wirklichen – wenn auch recht wenigen – Höhepunkten des Nadal-Museums gehören ohne Zweifel die Exponate, die Rafael Nadal im Namen seiner Stiftung in der Sport- und Tennis-Welt zusammengesammelt hat. Wie z.B. der Formel 1-Rennwagen, mit dem Fernando Alonso 2005 den Weltmeister-Titel gewonnen hat. Außerdem: Die Trikots von Christiano Ronaldo, Lionel Messi oder des Basketballers LeBron James. Außerdem kann man zumindest optisch nachvollziehen, wie hoch die Weltrekords-Latte des Hochspringers Javier Sotomayor im Jahr 1993 lag – 2,45 Meter übrigens.
Alle diese Utensilien und Anekdoten aus der großen Sport-Welt sollen die Philosophie darstellen, wie sich mit Leidenschaft und Training Großes erreichen lässt. Eine Aussage, die natürlich absolut richtig ist. Dennoch sind die verschiedenen kleinen Filmchen, in den u.a. Tiger Woods oder Sebastian Vettel ein paar Sätze zum Besten geben relativ nichtssagend und austauschbar.
Für Tennis-Fans und Tennisspieler wirklich interessant und beeindruckend wird es aber nur an wenigen Stellen des Nadal-Museums: Dazu gehören die Original-Pokale der French Open in Paris, die Nadal im Laufe der Jahre gewonnen hat, seine Olympische Goldmedaille Peking 2008 sowie die Trophäen vieler anderer Turniersiege von Rafael Nadal. Ebenfalls sehenswert sind die Vitrinen, in den sich die Original-Rackets heutiger und früherer Profis wie Ivan Lendl oder Jimmy Conners befinden.
Fazit: Besonders wenn draußen die Sonne scheint, kann man auch als größter Tennis-Liebhaber seinen Tag weitaus besser verbringen als im Nadal-Museum. Durchaus einmal sehenswert ist die gesamte Anlage der Nadal Academy und in den angrenzenden Shops gibt es auch das ein oder andere Tennis-Schnäppchen zu ergattern. Aber wirklich lohnenswert ist das alles nicht …